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‪Mit 141 Geretteten sucht die #aquarius einen sicheren Hafen. Kein europäisches Land hat sich bisher dazu bereit erklärt, das Rettungsschiff von SOS MEDITERRANEE und Doctors Without Borders/ Médecins Sans Frontières (MSF) einlaufen zu lassen. Ich fordere @die_regierung auf sich für die Geretetten einzusetzen. Mehrere deutsche Städte haben sich im Rahmen der #Seebrücke dazu bereit erklärt aus Seenot Gerettete aufzunehmen. Die Oberbürgermeister von #Köln#Bonn oder #DüsseldorfHenriette RekerAshok SridharanThomas Geisel zum Beispiel. Frau #Merkel, setzen Sie sich mit diesen OB‘s in Kontakt und organisieren sie die Aufnahme der Geretteten von der Aquarius. DIE LINKE Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

SOS MEDITERRANEE und Ärzte ohne Grenzen fordern von EU-Staaten rasche Zuweisung eines sicheren Hafens

Pressemitteilung                                               Amsterdam / Berlin / Genf / Marseille / Palermo, 12. August 2018 
12. August 2018 – Die Aquarius, ein von SOS MEDITERRANEE gechartertes und gemeinsam mit Ärzte ohne Grenzen betriebenes Rettungsschiff, hat am Freitag insgesamt 141 Menschen in zwei Rettungseinsätzen gerettet. Die Rettungen sind eine Reaktion auf die immer noch andauernde humanitäre Krise im zentralen Mittelmeer. Beide Organisationen fordern die europäischen Regierungen dazu auf, der Aquarius einen nach geltendem internationalen Seerecht sicheren Hafen zu gewähren, damit die Geretteten an Land gebracht werden können und die Aquarius ihren notwendigen Rettungseinsatz fortführen kann. Die Aquarius hatte auch unter Koordination der libyschen Seenotleitstelle als zuständige Behörde keinen sicheren Hafen für die Geretteten zugewiesen bekommen und fährt nun Richtung Norden, um dort bei anliegenden Seenotleiten einen sicheren Hafen anzufragen. 

Am Freitagmorgen (10. August) hat die Aquarius 25 Menschen von einem kleinen Holzboot ohne Motor gerettet, die laut Angaben fast 35 Stunden auf See gewesen waren. Wenige Stunden später rettete das Team der Aquarius 116 Menschen, darunter 67 unbegleitete Minderjährige aus einem überfüllten Holzboot. Über 70% der Geretteten stammen aus Somalia und Eritrea. Der medizinische Zustand der Geretteten ist zwar stabil, weist aber dennoch auf eine erschöpfende Überfahrt und nach Angaben der Geretteten auf einen Aufenthalt unter unmenschlichen Bedingungen hin, die ihren Berichten zufolge in Libyen herrschen.

 

Während der beiden Rettungseinsätze am Freitag verständigte die Aquarius alle relevanten Behörden, darunter die italienischen, maltesischen und tunesischen Seenotleitstellen sowie die libysche Seenotleitstelle. Letztere bestätigte, dass sie die zuständige Behörde für die Rettungen sei. Am Freitagabend informierte die libysche Seenotleitstelle dann, dass sie der Aquarius keinen sicheren Hafen zuweisen würde; stattdessen forderte sie die Aquarius ausdrücklich auf, bei einer anderen Seenotleitstelle einen sicheren Hafen zu beantragen.

 

„Wir folgen jetzt den Anweisungen der libyschen Seenotleitstelle und werden nun, wie von ihr gefordert, andere Seenotleitstellen kontaktieren, um einen sicheren Hafen für die Geretteten zugewiesen zu bekommen“, sagte Nick Romaniuk, Rettungskoordinator für SOS MEDITERRANEE. „Das Wichtigste ist, dass die Überlebenden schnellstmöglich an einen sicheren Ort gebracht werden, wo ihre Grundbedürfnisse gedeckt sind und ihnen keine Misshandlungen drohen.“

 

„Europäische Regierungen haben alle Kraft daraufgesetzt, die libysche Seenotleitstelle zu stärken. Die Ereignisse von Freitag zeigen allerdings, dass diese nicht die Kapazitäten hat, eine Rettung umfassend zu koordinieren“, betonte Aloys Vimard, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen. „Eine Rettung ist erst dann beendet, wenn die Ausschiffung der Geretteten an einem sicheren Ort erfolgt. Die libysche Seenotleitstelle sagte klar und deutlich, dass sie uns ebendiesen nicht zur Verfügung stellen wird. Außerdem hat sie uns nicht über die in Seenot geratenen Boote verständigt, von denen sie Kenntnisse hatte, obwohl die Aquarius in der Nähe war und Hilfe leisten konnte. Letzten Endes war es ein reiner Glücksfall, dass wir diese Boote selbst finden konnten.“

 

Beunruhigend ist auch, dass Gerettete an Bord der Besatzung berichteten, dass sie vor der Rettung durch die Aquarius fünf verschiedene Schiffe antrafen, diese aber keine Hilfe leisteten. „Das Grundprinzip, hilfesuchende Menschen in Seenot zu retten, ist bedroht. Schiffe sind nämlich unter Umständen nicht mehr bereit, auf die Hilferufe zu reagieren, weil das Risiko zu hoch ist, dass ihnen ein nächstgelegener, sicherer Hafen verwehrt wird und sie alleingelassen werden. Die Politik, die darauf zielt, Menschen um jeden Preis aus Europa fernzuhalten, verursacht noch mehr Leid und Risiken für ohnehin schon schutzbedürftige Menschen“, sagte Vimard.

 

SOS MEDITERRANEE und Ärzte ohne Grenzen sind trotz der erfolgreichen Rettung am Freitag zutiefst beunruhigt darüber, dass die humanitäre Hilfe durch die europäische Politik so erschwert wird, dass sie zu steigenden Todeszahlen im Mittelmeer geführt hat. Die Aquarius ist eines von zwei verbliebenen Rettungsschiffen im Mittelmeer. Die Kriminalisierung und Behinderung von humanitären Organisationen sind Ausdruck eines defekten europäischen Asylsystems und der Unfähigkeit europäischer Mitgliedstaaten, ankommende Asylsuchende in Europa zu verteilen.

 

SOS MEDITERRANEE und Ärzte ohne Grenzen fordern alle europäischen Regierungen sowie die zuständigen Seenotleitstellen wiederholt dazu auf, der Aquarius einen sicheren Hafen zu gewähren und die humanitäre Krise im Mittelmeer anzuerkennen, anstatt die lebensrettenden Maßnahmen weiter zu behindern.

 

Die neuesten Entwicklungen der Aquarius können Sie auf www.onboard-aquarius.org mitverfolgen.