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Die Situation auf Lesbos nach dem Brand Morias

Knapp zwei Tage ist es her, dass in den späten Abendstunden im Lager #Moria mehrere Feuer ausbrachen. Gestern Abend und heute kam es erneut zu größeren Feuern. Ein Großteil des Lagers liegt in Trümmern, auch zentrale Teile der Infrastruktur sind zerstört. Wie ist die aktuelle Situation und wie geht es weiter?
Tausende Menschen mussten am Dienstagabend Hals über Kopf aus dem Lager fliehen und haben größtenteils ihrer wenigen Habseligkeiten zurücklassen müssen. Viele von ihnen haben die Nächte in den umliegenden Hügeln oder auf der Straße verbracht. Die Polizei blockiert mit mindestens vier Straßensperren die Wege in die nächstgelegenen Städte und beschoss die Menschen immer wieder mit Tränengas. Berichten zufolge wird die Straße von Moria Richtung Westen von einem faschistischen Mob blockiert. Schon in der Nacht der ersten Feuer kam es zu Übergriffen rechter Inselbewohner*innen auf fliehende Menschen.
Die Versorgungslage ist extrem prekär. Mehrere NGOs versuchen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Lebensmittel, Wasser und Decken zu verteilen. Teilweise wurden sie jedoch von der Polizei daran gehindert in den lokalen Supermärkten lebensnotwendige Dinge einzukaufen. Kritik gibt es auch an mangelnder Unterstützung durch das #UNHCR. Die Behinderung von solidarischen Menschen und Organisationen ist nicht nachvollziehbar und reiht sich ein in die etablierte Kriminalisierung von Solidarität mit geflüchteten Menschen ein.
Die griechische Regierung hat gestern mit einem Militärflugzeug Zelte nach Lesbos geflogen und plant offenbar die Errichtung neuer Camps im Umfeld von Moria. Rund 1.000 Personen sollen auf mehreren Schiffen untergebracht werden. Gestern Nacht wurden zudem 406 unbegleitete Minderjährige auf das Festland gebracht.
Die Bürgermeister und Bürger*innen von Lesbos reagieren Teils aggressiv auf die Wiederaufbaupläne der griechischen Regierung. Die Geflüchteten werden als Gesundheitsgefahr dargestellt und die angespannte Stimmung unter den Leuten weiter angeheizt. Der Bürgermeister von Mytilini etwa forderte, dass alle Geflüchteten auf eine unbewohnte Insel gebracht werden sollen.
Zusammengefasst wird deutlich, dass Griechenland und die EU den gewohnten Weg des Einsperrens und der Unterlassung von humanitärer Hilfe weitergehen. Es ist weder eine Lösung noch ein menschenrechtlich vertretbar, dass die Menschen nun gezwungen werden in den Trümmern Morias weiterzuleben bzw. auf Schiffen eingesperrt werden. Ich habe es vor zwei Jahren gesagt, ich habe es vor zwei Tagen gesagt und ich sage es heute wieder: Diese Lager müssen sofort evakuiert und aufgelöst werden, denn sie sind im Kern menschenfeindlich, unzumutbar und eine Gefahr für alle, die dort leben müssen!