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EUre Festung wird die Menschen nicht stoppen, sie wird nur zu mehr Toten führen

Hunderte ertrunken, Tausende in Lagern – Kaum beachtete humanitäre Krise auf Kanarischen Inseln 

Am Freitag letzter Woche explodierte auf dem Atlantik zwischen der westafrikanischen Küste und den Kanaren der Motor eines kleinen Bootes. Auf diesem befanden sich Zeug*innenberichten zufolge etwa 200 Menschen, die von Senegal aus versuchten die Kanarischen Inseln zu erreichen. Die spanische Marine konnte knapp 60 Personen retten, bis zu 140 Menschen ertranken oder starben durch die Explosion. 

Die Route von Marokko, Mauretanien und Senegal über den Atlantik Richtung Kanarische Inseln ist eine der derzeit tödlichsten. 2020 sind dort nun bereits weit mehr als 300 Menschen gestorben. Obwohl die Region migrationspolitischer Brennpunkte ist, wird nur selten über die Situation geflüchteter Menschen dort berichtet.

Infolge der durch die EU mittels Migrationsabkommen aktiv vorangetriebenen Abschottung der Sahel- und Maghrebstaaten müssen immer mehr Menschen die westliche Route über den Atlantik nehmen. 2019 haben insgesamt 2.698 Menschen die Kanarischen Inseln erreicht, 2020 sind es bereits mehr als 8.200. Die Situation geflüchteter Menschen auf den Kanaren verschärft sich derweil zunehmend. Über 1.000 Menschen leben dort aktuell in notdürftigen Auffanglagern. Viele von ihnen müssen auf dem Boden schlafen, die Versorgung ist rudimentär. Die Überforderung der lokalen Behörden und die mangelnde Unterstützung der EU führen zu menschenunwürdigen Lebensbedingungen. Nur sehr wenige Geflüchtete werden auf das spanische Festland transferiert, die meisten Menschen werden zur Bearbeitung ihres Asylantrags auf den Inseln festgehalten oder von dort aus abgeschoben.

Ob zentrales Mittelmeer, Sahara oder Atlantik, die Migrationsbekämpfung der EU zwingt schutzsuchende Menschen auf immer tödlichere Routen. EU-unterstützte Abschottung der innerafrikanischen Grenzen aber wird das Sterben nicht beenden. Dafür braucht es grundlegenden Paradigmenwechsel der EU-Migrationspolitik – Achtung der Menschenrechte als Fundament, Recht auf Bewegungsfreiheit für alle Menschen und sichere, legale Fluchtwege!