Aktuelles

84 Tage nach dem Feuer in Moria – nur 149 der 1.553 zugesagten Menschen nach Deutschland evakuiert

Vor 84 Tagen brannte das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos fast vollständig nieder. 13.000 Menschen verloren fast alles, was ihnen noch geblieben war. In den darauffolgenden Tagen wurden sie teils mit Polizeigewalt in das neu errichtete, angeblich provisorische Lager bei Kara Tepe gezwungen. Die Situation in diesem Lager ist der Meinung vieler Betroffener zufolge noch schlimmer als sie in Moria war. Heute, zweieinhalb Monate später, sind die Solidaritätsbekundungen der Regierungsparteien weitestgehend verstummt, das öffentliche Interesse ist wieder auf jenen Teil der Bevölkerung zusammengeschrumpft, der ohnehin tagtäglich für bessere Lebensbedingungen und schlussendlich die Auflösung dieser Lager kämpft.

Die Situation in Moria 2 ist unverändert schlimm. Nach wie vor gibt es keine Duschen und kein warmes Wasser. 7.200 Menschen müssen sich mit Eimern und im kälter werdenden Meer waschen. Insbesondere für Frauen stellt dieser akute Mangel an Privatsphäre eine ständige Gefahr dar. Statt einer flächendeckenden Versorgung mit Strom und Wasser wurden repressive Strafen eingeführt, etwa für das Kochen auf offenem Feuer. Die Gesundheitsversorgung ist weiterhin katastrophal und völlig ungenügend, viele Menschen sind durch Stress, Unsicherheit, Angst und konstante Retraumatisierung psychisch völlig am Ende. Das direkt an der Küste errichtete Lager wird regelmäßig bei Starkregen überschwemmt, immer wieder reißen starke Winde Zelte nieder. Es ist deutlich spürbar, dass der Winter und mit ihm Kälte, Feuchtigkeit und Krankheit vor der Tür stehen.

Doch was ist mit der Zusage der Bundesregierung 1.553 als Flüchtlinge anerkannte Menschen aus dem Lager aufzunehmen, welche von Seehofer im September als “große Geste der Humanität” gezeichnete? Stand 24.11. wurden 149 dieser Menschen nach Deutschland evakuiert. Das ist 1/10 der Zusage. Es ist also alles beim Alten: Gesten der Humanität durch die Bundesregierung gibt es nur dann, wenn alle gucken und die Inszenierung wirkt.

Die Existenz von Moria 2 hält der EU den Spiegel vor, sodass wir alle das inhumane Gesicht einer sogenannten Wertegemeinschaft sehen können, für die Abschottung und Migrationsbekämpfung schon lange weit über Menschenrechten, Solidarität und grundlegenden ethischen Werten stehen. Wir dürfen diese Politik nicht hinnehmen! Wir dürfen nicht hinnehmen, dass die Bundesregierung ihre ohnehin schon völlig ungenügenden Versprechen bricht! Lasst uns weiter laut und entschieden für eine gerechtere Welt eintreten. Denn #SolidarityWillWin