Aktuelles,  Menschenrechts-Ausschuss

Aufmarschierende Räumungskommandos als Schikane an schutzsuchenden, traumatisierten Menschen

Heute morgen standen griechische Behörden bereits mit Militärkonvois und Bussen vor dem selbstverwalteten Camp Pikpa auf Lesbos. Die bereits vor einigen Wochen beschlossene Räumung des selbstverwalteten Lagers und der Transfer der dort lebenden Menschen ins Übergangslager Kara Tepe sollte heute Realität werden. Am Nachmittag zogen die Polizeieinheiten wieder ab.
Die geplante Schließung des Camps ist ohne Frage ein weiterer unsäglicher Angriff europäischer Behörden auf die menschenwürdige Unterbringung schutzsuchender Menschen und Solidarität. Pikpa ist als selbstverwaltetes Camp ein humaner Gegenentwurf zu den unmenschlichen EU-Hotspots auf den griechischen Inseln. Es war bisher der einzige wirkliche Rückzugsort für besonders schutzbedürftige Geflüchtete auf Lesbos. Seit 2012 fanden dort 30.000 Menschen dort ein zu Hause. Dass dieser wertvolle Schutzraum nun bekämpft wird, ist unerträglich. Solche Orte sollten vielmehr geschützt und ausgebaut werden. Die immer wieder angedrohten Räumungen Pikpas mit morgendlichen Aufmarsch von Militär, verdeutlichen die Schikane griechischer Behörden gegenüber schutzsuchender Menschen. Sie halten die größtenteils ohnehin schon traumatisierten Menschen in ständiger Angst davor, ihr nächstes „zu Hause“ zu verlieren. Das ist psychischer Terror.
Auch der geplante Transfer der besonders vulnerablen Geflüchteten ins Übergangslager Kara Tepe auf Lesbos ist absolut inakzeptabel und unverantwortlich: Bereits jetzt ist das Lager mit über 7.500 Menschen massiv überbelegt, Unwetter haben viele der provisorischen Zelte zerstört. Es gibt kaum sanitäre Anlagen, selbst an Nahrung und Trinkwasser mangelt es. Die Geflüchteten aus Pikpa, von denen rund 60 zur COVID-19-Risikogruppe gehören, haben in Kara Tepe keinen angemessenen Schutz von Gesundheit und Leben. Alle geflüchteten Menschen auf Lesbos brauchen eine dezentrale, menschenwürdige Unterbringung in europäischen Staaten. Massenlager wie Kara Tepe müssen endlich aufgelöst, das Hotspot-System verworfen werden.
photo credits: Paul McNeill