Aktuelles

Die Situation im zentralen Mittelmeer im Juni 2021

Allein im Juni wurden 4.915 Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer abgefangen und zurück in die libyschen Lager entführt. Im gesamten Jahr 2021 steigt die Zahl damit auf über 15.000. Jeder einzelne dieser Menschen ist zurück in Libyen in einem Kreislauf aus Gewalt, Ausbeutung, Erpressung und Perspektivlosigkeit gefangen, der oft zu weiteren lebensgefährlichen Versuchen der Flucht über das Mittelmeer führt. Wie brutal die Pullbacks ablaufen, konnte das -Flugzeug „Seabird“ der Rettungsorganisation Sea-Watch am 30. Juni dokumentieren: Mitten in der Such- und Rettungszone vor Malta jagte die sogenannte libyschen Küstenwache ein Boot mit fliehenden Menschen und bedrohte sie durch lebensgefährliche Manöver, mehrmals wurden Schüsse in Richtung des Bootes abgefeuert.

Die Zahl der dokumentierten Todesfälle auf dem Mittelmeer ging im Juni zurück, dennoch starben mindestens 67 Menschen. Währenddessen konnten aufgrund der Repressionen durch italienische Behörden nur zwei zivile Schiffe im Einsatz sein. Die „Geo Barents“, ein neues Schiff der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, rettete 410 Menschen. Das Segelschiff „Nadir“ des Vereins RESQSHIP konnte 86 Menschen in Seenot zur Hilfe eilen. Inzwischen ist auch die „Geo Barents“ festgesetzt worden. Glücklicherweise kehrte dafür das Rettungsschiff „Ocean Viking“ in den Einsatz zurück und macht deutlich: Solange Menschen im Mittelmeer ertrinken, lässt die zivile Flotte nicht locker!

Zusammengefasst läuft das migrationsfeindliche Abschottungssystem der Festung Europa wie vorgesehen: Ein Großteil der fliehenden Menschen wird ungeachtet der Konsequenzen im Auftrag der EU abgefangen, die meisten Rettungsschiffe sind festgesetzt oder nicht einsatzbereit, legale Einreisewege gibt es nicht. Dass auf Fliehende geschossen wird, Menschen in Lagern gequält werden und die sogenannte libysche Küstenwache Berichten zufolge selbst aktiv am Kreislauf der Gewalt und Erpressung beteiligt ist, scheint für die Entscheidungsträger*innen der EU nur ein Störrauschen zu sein.

Deshalb braucht es weiterhin vehementen Protest gegen die Festung Europa! Kommt am 7. August mit auf die Straße, wenn die Seenotrettungsorganisationen und Seebrücke sagen: Seenotrettung und Menschenrechte sind #unverhandelbar!